Curriculum meiner Kuren in Bad Wörishofen / Sebastianeum

von Dr. Dietrich Haag (geb. 1938) im Mai 2023
- 1940: Als Kleinkind von Großvater behandelt
Mein Großvater Wilhelm Weihrauch (1881-1960) war ein Bewunderer von Sebastian Kneipp (1821-1897). Er war zuckerkrank, regelmäßig Kurgast in Bad Wörishofen, ging nicht zu Schulmedizinern und richtete sich sein Badezimmer Kneipp-mäßig ein. Meine Eltern erzählten mir: als ich mit zwei Jahren Keuchhusten bekam, handelte mein Großvater gegen den Willen meiner Eltern: Er setzte mich für einige Sekunden in einen fließenden kalten Bach. Bei Kaltwasser-Anwendungen, vorher warm sein und nachher warm werden, waren für ihn entscheidend. Ich wurde gesund nach dem Motto: Wer heilt, hat recht.
- März/April 1950: Kind mit Großeltern zur Kur
Die Erinnerung an mein erstes Kurerlebnis in Bad Wörishofen entstand vor 72 Jahren in meinem 11. Lebensjahr. Ich hatte damals fast chronische Krankheitsbilder (Kopfschmerzen und Stoffwechselprobleme); als mein Großvater den Entschluss fasste, zu seinem nächsten Kur-Urlaub mit seiner Frau Berta auch mich mitzunehmen.

Nach Ankunft im Kurheim Marienbad am Eichwald gingen wir ins Sebastianeum, der ehemaligen Wirkungsstätte von Sebastian Kneipp, zur Diagnose und Festlegung des Heilplans und der Anwendungen. Damals untersuchte uns Frater Benedikt Schrepfer (Mönch und Prior des Eigentümers des Sebastianeums, dem Orden „Barmherzige Brüder“ ohne weitere aufwendige medizinische Untersuchung als Augendiagnostiker und als Heilpraktiker in den Spuren von Kneipp. Die vierwöchige Kur verbrachte ich hochmotiviert unter der professionellen Betreuung meines Großvaters. Der Erfolg der Kur, mit damals meist kaltem Wasser, war überragend. Danach fühlte ich mich nachhaltig gesund und äußerst abgehärtet. Allerdings hatte ich danach Ärger mit mehreren eitrigen Furunkeln, die sich zu Hause auf meinem Körper gebildet hatten. Wahrscheinlich wurden während der Kur Giftstoffe im Körper frei gegeben und über die Furunkel in den Wochen nach der Kur ausgeschieden. Danach war Ruhe und ich war nachhaltig gesund.
- 1951-1969: Als Kind und Jugendlicher zur Kur in Bad Wörishofen
Während meiner weiteren Kindheit und Jugend, Schule und Studium und vor meiner Ehe war ich mit meinen Eltern und z.T. mit uns fünf Geschwistern (ich bin Ältester 2.vl) ca. zehn Mal zur Kur in Bad Wörishofen. Zuerst im Kinder-Sanatorium Eichwald und später gemeinsam mit den Eltern im Kurheim Tröber.

Jede dieser Kuren mit unserer Familie war voll befriedigend und machte Spaß. Wir hatten Kontakt mit den gleichaltrigen Jugendlichen, die ebenfalls mit ihren Eltern im Kurheim Tröber weilten. Auch Freundschaften und Liebschaften entstanden.
Mitten im Leben
- 1969-1989: Nach meiner Hochzeit 1963 und während des Aufbaus meiner Familie mit drei Kindern kam Bad Wörishofen zu kurz. Ferienaufenthalte und Urlaubsvergnügen mit unseren Kindern am Meer und im Gebirge hatten Priorität.
- Juni 1990: Nach einer Krise in meiner Ehe, Burnout in meinem Berufsleben und Verlust eines Arbeitsplatzes entschied ich mich kurzfristig für eine Auszeit in Bad Wörishofen durch eine Kur im Sebastianeum. Schwester Irmgard, Mutter Oberin der Raphael-Schwestern, arbeitete damals an der Rezeption. Sie war nach Schilderung meiner Nöte sehr barmherzig und vermittelte mir in dem voll besetzten Haus eine Unterkunft. Nach ärztlicher Konsultation begann ich meine Kur. Die durch die fünf Säulen von Kneipp geprägte Kur war wunderbar: Mein Bluthochdruck konnte nachhaltig gesenkt werden, ich konnte total entspannen, konnte von Geistlichen Rat und Trost holen. Danach ging mein Berufsleben in einer neuen Aufgabe erfolgreich weiter.
Meine Ehefrau erkrankte während ihres eigenen erfolgreichen beruflichen Lebens an einem Brustkarzinom. Eine Operation und anschließende massive und belastende Therapien ließen sie nach einer Erholung dennoch gut weiterleben und ihrem Beruf weiter nachgehen. Nach acht weiteren Jahren ereilte sie das erste Rezidiv mit Metastasen.
- April 1998: Nach ihrer erneuten intensiven Therapie entschlossen wir uns zunächst zu einer gemeinsamen Kur im Sebastianeum, um danach, gestärkt durch meine Einschulung in ihrem Berufsfeld (Generalvertretung im Versicherungswesen), gemeinsam tätig zu werden, was auch mir erfolgreich gelang.
Leider dauerte dieser zunächst sehr befriedigende Zustand nicht lange. Nach einem erneuten Rezidiv waren ihre Lebenschancen gesunken. Dennoch gingen wir unserer gemeinsamen Arbeit mit ihren Behinderungen und später Rollstuhl weiter nach, bis sie am 01.01.2001 verstarb.
- April 2001: In meinem ausgebrannten Witwerdasein entschloss ich mich kurzfristig wiederum zu einer Kur in meinem geliebten Sebastianeum. Ich konnte entspannen und mich sogar für eine neue Begegnung, mit einer im selben Hause kurenden 12 Jahre jüngeren Frau, öffnen.
- 2002-2010:
Während dieses Zeitraums verbrachte ich mit meiner neuen Lebensgefährtin in Eichstätt, die ebenfalls an einem Brustkarzinom erkrankt war, zwei weitere Kuren in Bad Wörishofen (Sebastianeum und Kneippianum), mit nachhaltigem Erfolg.
Im Jahr 2003 traf mich ein Schlaganfall, der danach in einer REHA in Bad Gögging erfolgreich weiterbehandelt wurde; ich blieb gesund ohne weitere Folgen.
Im Alter
- 2010 bis 2020: Nach der Trennung von dieser wieder voll gesundeten Lebensgefährtin im Jahr 2010 hat sich mein Leben erneut geändert und ich bin zu einer Jugendfreundin nach Mosbach gezogen. Seitdem lebe ich mit ihr zusammen.
Im Jahre 2019 musste ich zwei Operationen an der Blase und einen Schlaganfall überstehen. Ende des Jahres stellte mein Hausarzt einen Antrag bei meiner TK auf eine REHA-Maßnahme, am liebsten in Bad Wörishofen Sebastianeum, was nach einigem Hin und Her letztlich im Laufe des Jahres 2020 auch genehmigt wurde.
Die Jahre 2019 und 2020 haben mich gesundheitlich sehr in Anspruch genommen, auch bedingt durch – nach meiner Ansicht – ärztliches Fehlverhalten.
Dazu meine persönliche Feststellung zu den Operationen an der Blase:
- Die geplante OP an der Blase in Eberbach musste um einen Tag verschoben werden ohne Entscheidung zu weiterem Aussetzen von Xarelto oder nicht. Am Vorabend der verschobenen OP traf mich ein Schlaganfall.
- Die danach vom Chefarzt durchgeführte OP führte zu starken Nachblutungen, sodass vom Oberarzt nachoperiert und Gefäße verödet wurden. Die dazu notwendige zweite Vollnarkose von einem stellvertretenden Anästhesisten führte zu unerwarteten Erscheinungen und Unwohlsein.
- Die erwartete dritte OP an der Blase wurde dann in Mannheim (alles hätte in einer einzigen OP erledigt werden können) erfolgreich durchgeführt.
Insgesamt 6 Krankenhausaufenthalte und 4 Operationen im Jahr 2019 haben mich ganz schön mitgenommen. Ich fühlte mich total schöpft und hatte ein tiefes Bedürfnis zu einer REHA/ Kur in meinem geliebten Bad Wörishofen, wo ich schon mindestens 12 Mal mit großem Erfolg gekurt habe. Sebastian Kneipps 5-Säulen Therapie steht eben beispielhaft für eine ganzheitliche Therapie an Körper und Seele!
2020 war aber nicht Schluss mit Krankenhausaufenthalten: Auf dringenden ärztlichen Rat sollte ich ein neues Schultergelenk links bekommen. Das geschah dann im November 2020, danach wurde eine REHA-Maßnahme im Januar 2021 in Bad Bergzabern in der Edith-Stein-Klinik genehmigt. Dort gab es überraschenderweise Berührungen mit der Persönlichkeit Sebastian Kneipp. Er war damals dort und soll erwogen haben, dort sein Gesundheitszentrum aufzubauen. Dort existieren heute ein Kneippzentrum und Kneippkur- Möglichkeiten. Aber der „Allgäuer Bub“ blieb in Wörishofen.
- 2021: Danach war ich gespannt, wie es nun mit dem Sebastianeum weitergeht. Corona war in vollem Gange und das Sebastianeum war als Kurhotel im Gegensetz zu dem REHA-Zentrum, der Edith-Stein-Klinik in Bad Bergzabern geschlossen. Meine Termine mussten immer wieder verschoben werden. Ich wurde ungeduldig und telefonierte mit dem Träger und Eigentümer, speziell dem zuständigen Provinzial der Barmherzigen Brüder, um Klarheit zu bekommen. Das war ein sehr konstruktives Gespräch und ich begriff, dass die neue Geschäftsleitung des Sebastianeums die Zeitdauer der Epidemie als Chance wahrnahm, ein Gesundheitszentrum bzw. REHA-Zentrum zu werden mit entsprechenden Auflagen und Änderungen, aber mit besserem zertifizierten Alleinstellungsmerkmal in der Gesundheitsbranche. Wohlwollend wurde vom Träger auch der Name der damaligen, neuen, initiativreichen und innovativen Gesamtsleiterin Karin Lüpken genannt.
Der Termin für meine REHA im Sebastianeum kam im Oktober 2021 endlich zustande, die Rezeption war sehr hilfsbereit. Ich freute mich sehr, diese Innovation im Sebastianeum miterleben zu dürfen. Und ich freue mich auch besonders darüber, dass ich langjährige, tatkräftige und engagierte Mitwirkende im Sebastianeum nach fast zwanzig Jahren wieder getroffen habe. Besonders gefreut habe ich mich über Sr. Irmgard, wir begrüßten uns besonders herzlich.
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2023: Nun bin ich im Mai dieses Jahreswieder hier, um meinen Rücken zu stärken und die fünfte kneippsche Säule – meine Seele – für mein weiteres Leben vorzubereiten.
Zusammenfassend gesagt: als ehemaliger (materialistischer) Naturwissenschaftler weiß ich nun, wie ganzheitlich die Lehre von Sebastian Kneipp ist und wie erfolgreich seine ganzheitliche Therapie wirken können.
Zum Schluss: Ich wünsche dem Sebastianeum und seinem Team eine glückliche Vollendung des Umbruchs vom Kurhotel zum REHA-Zentrum und eine erfolgreiche Weiterentwicklung zum ganzheitlichen Kneippschen Gesundheitszentrum.
Nachtrag: Wissenschaft des Wassers noch nicht erforscht
Wasser ist nicht vollständig erforscht. Die chemische Zusammensetzung. die drei Aggregatzustände und vieles ist zwar bekannt. Aber viele rätselhafte Erscheinungen werden noch erforscht. So mancher Wasserforscher ist umstritten, z.B. Masuro Emoto, Johann Grander oder Gerald Pollack, der einen vierten Aggregatzustand des Wassers gefunden haben soll. Er erforscht z.B. wie sich die Struktur von Wasser bei der Verbindung mit festen Medien bspw. in Körperzellen verhält. Schließlich bestehen wir Menschen überwiegend aus Wasser. Wie verhält sich Wasser in unserem Körper? Was genau geschieht physiologisch und physikalisch, wenn wir den Körper oder Teile vom ihm in kaltes Wasser tauchen oder uns damit begießen? Entstehen elektrische Ströme? Wie werden Informationen übertragen? Was ist energetisiertes oder belebtes Wasser? Ich habe versucht mich schlau zu machen, mit Wasserforschern Kontakt aufgenommen und habe Vorträge gehalten über das Thema „Wasser – ein Element zwischen Wissenschaft und Esoterik“.
Man mag gerne diskutieren. Hauptsache aber ist hier: auch ohne dieses Wissen genießen wir Wasser in unserer „Wasserkur“ – und gesunden.